„Und heute geht’s mit der Unigruppe jedes Jahr nach Polen“ – Fünf Jahre nach einem Freiwilligendienst in Polen.

Vor fast vier Jahren absolvierte Nina ihren Freiwilligendienst in einer Schule im polnischen Żary nahe der sächsischen Grenze. Heute blickt sie zurück auf ein Jahr Polen und wie sich ihr Leben durch den Freiwilligendienst verändert hat:

Gegen Ende meiner Schulzeit stand für mich fest, dass ich ein Jahr ins Ausland gehe. Ich war direkt nach dem Abi einfach unsicher, was ich studieren sollte und wollte das Jahr nutzen, um herauszufinden, was ich will. Wo genau ich meinen Freiwilligendienst mache, war eigentlich nicht so wichtig. Auf alle Fälle kein Work&Travel in Australien, denn das macht fast  jeder und setzt einiges an Startgeld voraus. Und auch nicht in Frankreich, da machen auch viele. Also was ganz anderes - warum nicht Polen? Das macht eben nicht jede und jeder! Im Internet habe ich das Angebot der Paritätischen Freiwilligendienste Sachsen für einen Aufenthalt in Polen gefunden. Damals hatte ich mir überlegt, nach dem Freiwilligendienst Lehrerin zu werden. Zudem benötigte ich mit dieser Schule als Einsatzstelle keine Voraussetzungen. Super - denn als frische Abiturientin konnte ich logischerweise keine Erfahrungen vorweisen. Polen kannte ich außerdem bereits aus mehreren Urlauben mit meiner Familie. Also alles klar! Bewerbung abgeschickt, Orientierungsgespräch bei der Parität gemeistert und Zusage bekommen. Los geht`s!

In bin in der polnischen Kleinstadt Żary an einer Grundschule mit Gymnasium gelandet. Drei Tage pro Woche habe ich an der Grundschule gearbeitet, wobei diese in Polen von der ersten bis zur sechsten Klasse reicht. Zwei Tage pro Woche unterstützte ich zudem die Deutschlehrer an der Gymnasialstufe. In den ersten Wochen habe ich viel im Klassenraum gesessen, beobachtet und erste kleinere Aufgaben, wie z.B. einen Text vorzulesen, übernommen. Nach und nach wurde mir dann immer mehr Verantwortung übertragen. Auch weil ich Stück für Stück die polnische Sprache gelernt habe. Ich konnte vor meinem Freiwilligendienst gar kein Polnisch, habe aber am Anfang viel Zeit mit meiner Sprachtandempartnerin zugebracht. So konnte ich nach etwa vier Monaten bereits die ersten kleinen Gespräche auf Polnisch führen. Somit durfte ich dann rasch selbst eine Unterrichtsstunde halten, wenn eine Lehrerin krank ausfiel. Besonders in der Gymnasialstufe haben wir viel gesprochen und Sprachspiele gemacht, da die Abi-Prüfungen in Deutsch mündlich stattfanden.

Meine beiden Höhepunkte während des Jahres waren zum einen die Vorbereitung und die Aufführung eines Theaterstücks auf Deutsch mit den Grundschüler*innen und zum anderen zwei Wochen Pfadfinderlager an der Ostsee mit polnischen Kindern. Ich kannte die Pfadfinderkultur nicht und habe die warmen Sommerabende unter freien Himmel am Lagerfeuer mit Pfadfinderliedern und Gitarre an der Ostsee sehr genossen.

Aber es gab auch Zeiten, die nicht so einfach waren. Auf der Arbeit der Umgang mit unmotivierten Schüler*innen oder privat in meiner WG mit den anderen Freiwilligen. Wir waren vier sehr unterschiedliche Persönlichkeiten auf engem Raum. Logisch, dass da Konflikte vorprogrammiert sind. Also habe ich versucht, nur wenig Zeit in der Wohnung zu verbringen und war lieber unterwegs. Zum Beispiel mit meiner Sprachtandempartnerin oder jeden Freitagnachmittag mit der Familie meiner Anleiterin. So kam ich oft unter Menschen und habe viel von der polnischen Kultur und Mentalität mitbekommen. An den Wochenenden war ich mit dem Rad unterwegs oder habe mit Bus und Bahn Polen erkundet. 

In dem Jahr habe ich einiges gelernt. Erstens, dass ich keine Lehrerin sein will! Das war eine wichtige Erkenntnis. Ein Jahr lang war das eine prima Sache, aber mein ganzes Leben als Lehrerin? Lieber nicht! Einer der Deutschlehrer machte sich einen Spaß und fragte mich jede Woche, was ich nach dem Freiwilligendienst studieren will. Ich habe jede Woche eine andere Antwort gegeben!  Letztlich habe ich nach meiner Rückkehr ein Ingenieurstudium begonnen und bin sehr zufrieden mit dieser Entscheidung.

Aus meiner Zeit in Polen habe ich viel mitgenommen: die praktische Arbeit nach zwölf Jahren Schule, Zeit für sich zu haben, eine ganz neue Sprache in kurzer Zeit zu lernen, ein Land abseits der touristischen Trampelpfade zu erkunden, in polnische Familien herzlich aufgenommen zu werden und auf dem Wochenmarkt als Deutsche mit den Polen lustig zu schnacken. Das und vieles mehr sind tolle Erfahrungen, die mich immer begleiten werden.

Die Reiselust und Sehnsucht nach anderen Ländern trieb mich im Rahmen meines Studiums für vier Monate auch in den Iran. Es waren wundervolle Wochen mit freundlichen Menschen und ich habe einige Parallelen zu Polen gefunden, z.B. die Gastfreundschaft oder die Erkenntnis, dass nicht alles perfekt sein muss. Und so schließt sich da auch wieder der Kreis zu meinem Freiwilligendienst. Man kann die wichtigsten Erfahrungen in einem Freiwilligendienst überall auf der Welt machen, wenn man nur bereit ist, sich auf etwas Neues einzulassen!

Bis heute bin ich mit Polen verbunden, mit meiner Anleiterin und mit meinen Mitfreiwilligen. Und der jährliche Ausflug meiner Unigruppe geht immer nach Polen.

Nina (Freiwillige 2013/2014 in Polen)

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