Einsatzstelle der Woche: FÖJ beim Sachsenforst

Wir bieten Euch über 555 Einsatzmöglichkeiten. In regelmäßigen Abständen stellen wir Euch diese Möglichkeiten für einen Freiwilligendienst vor. Heute berichtet Daniel über sein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) im Sachsenforst.

Mein FÖJ im Wald

Viele junge Menschen zieht es nach ihrem Schulabschluss ans andere Ende der Welt, etwa nach Israel, Neuseeland oder Frankreich. Auch ich habe mich dazu entschlossen, meiner Heimatstadt Dresden den Rücken zu kehren. Deshalb bin ich nach Cunnersdorf gezogen.
Dieser Ort mit ca. 500 Einwohner*innen ist theoretisch nur ein Ortsteil der Gemeinde Gohrisch und umgeben von Wald und Wiesen. Cunnersdorf liegt linkselbisch in der Sächsischen Schweiz und damit inmitten des Forstbezirks Neustadt, meiner FÖJ-Einsatzstelle. Hier bin ich meist jedoch nicht alleine zu Gange, sondern mit Anton, einem zweiten Freiwilligen, 19 Jahre alt wie ich auch.

Unsere Aufgaben und unsere Einsatzstelle

Der Forstbezirk Neustadt gehört zum Staatsbetrieb Sachsenforst und verwaltet 11 Staatswald-Forst-Reviere sowie 3 Reviere anderer Waldbesitzarten (z.B. Privatbesitz, Kommunen usw.). Da Sachsen einst Teil der DDR war, gibt es hier besonders viel Staatswald. Vor allen Dingen umschließt der Forstbezirk aber den deutschen Teil des Elbtals und damit das Elbsandsteingebirge, weshalb die meisten Flächen den Status als Landschaftsschutzgebiet (LSG) haben. Das heißt, sie sind schützenswert, aber vor allem überaus schön. Der Nationalpark Sächsische Schweiz gehört nicht zum Forstbezirk und verwaltet sich selbst.

Vergangenes Jahr wurde auf den südlichen Flächen des LSG eine neue Trekkingroute mit dem Namen Forststeig Elbsandstein eröffnet. Sie unterscheidet sich von einer Wanderroute dadurch, dass es sich um eine lang angelegte, sehr naturnah über Trampelpfade führende Strecke handelt, etwa über den ehemaligen Grenzweg zwischen Deutschland und Tschechien. Auf den gesamten 110 km bleibt die Strecke siedlungsfern, führt zeitweise durch Tschechien und über zahlreiche Tafelberge. Übernachten können die Wanderer auf drei Biwakplätzen, in fünf Forsthütten und auf Zeltplätzen oder Einrichtungen der Forststeig-Partner.

Anton und ich befassen uns zu großen Teilen mit besagter Route. Während Anton in der Regel im Büro in Neustadt/Sachsen arbeitet, bin ich zumeist auf der anderen Elbseite im Außeneinsatz. Anton wertet am Rechner Daten aus, erstellt Statistiken und Excel-Tabellen, schreibt Mails, nimmt forstliche Arbeiten ab oder hilft im Büro aus.
Ich bin meist am WEZ (Walderlebniszentrum Leupoldishain) beschäftigt, an den Hütten und Biwakplätzen oder ich begleite eine der zwei AGs an umliegenden Schulen.

Im Feldeinsatz begleite ich meistens Wolfram, der ebenso für die drei genannten Aufgaben zuständig ist. Er ist - aus meiner Perspektive - schon ziemlich alt, aber jederzeit bereit, sich in den Dreck zu knien, wenn die Arbeit es erfordert. Er ist sehr tough und immer für einen guten Spruch zu haben. Gerne witzelt er über die heutige Jugend (i.e. Jugendliche) oder auch über die reifere Jugend (i.e. alte Menschen). Leider ist Wolfram derzeit erkrankt, weshalb wir gerade viel mit seiner ebenso freundlichen Kollegin Marie zu tun haben. Außerdem haben Anton und ich jeweils einen FÖJ-Betreuer als Ansprechpartner im Neustädter Büro. Ich bin jedoch nicht ausschließlich im Außeneinsatz, sondern auch öfters mit Anton im Büro oder umgekehrt. Da man zu zweit mehr schafft und die Arbeit zusammen größeren Spaß macht, ergibt das durchaus Sinn.

Drückjagden und mehr

Die Arbeit draußen unterscheidet sich saisonal. Zu Anfang meines FÖJs bin ich wöchentlich jede der acht Übernachtungsmöglichkeiten angefahren, habe die Tickets aus der Ticketbox entnommen, die Toilette versorgt (Urinkanister geleert und Trockenklo umgerührt) und nach dem Rechten gesehen. Ende Oktober ging der Forststeig dann in die Winterpause, woraufhin die Drückjagdsaison (vergleichbar der Treibjagd) losging. Wir - besonders Anton - waren  zu dieser Jahreszeit bei den wöchentlich stattfindenden Jagden oft als Treiber unterwegs. Dabei sieht man sowohl viel lebendes als auch nicht mehr lebendes Wild aus nächster Nähe. So bekam ich Gelegenheit, einen Frischling aufzubrechen und ein Reh aus der Decke zu schlagen.
Nachdem die Drückjagden nach Weihnachten ausgelaufen sind, waren wir viel im Büro oder renovierend in den Hütten tätig. Wir haben gestrichen, geschraubt und gespachtelt, kleinere Reparaturarbeiten ausgeführt oder auch Brennholz für die Hütten vorgehackt.
Jetzt im Frühjahr kommt die Forststeig-Saisonseröffnung auf uns zu und wahrscheinlich Pflanz-undSaatarbeiten etc., vielleicht auch das Suchen nach Borkenkäfernestern.

Dinge, die ich bisher in meinem FÖJ getan habe:

  • Eicheln vergraben / Eichen gesät
  • Urinbehälter geleert und Trockenklos umgerührt
  • Äxte / Beile neu eingestielt
  • bei Baumfällarbeiten eine Verkehrsampel gesteuert
  • Kinder beim Waldfest gesichert
  • Peter Rölke und Rolf Böhm getroffen (Kletterführerautor/Verleger Sächsische Schweiz und lokal berühmter Kartograph)
  • einen Teich entschlammt
  • das WEZ gewischt
  • eine kleine Schwarzwildrotte aus nächster Nähe gesehen, einen Muffel (Widder) aus dem Auto gesehen usw.
  • ein kleines Reh (†) geschenkt bekommen
  • festmeterweise Brennholz gehackt

Probleme während meines FÖJs:

Ein FÖJ ist nun mal dazu da, Aufgaben zu erledigen, für deren Erledigung normalerweise nicht genügend Mittel zur Verfügung stünden. Im Austausch haben die Freiwilligen die Möglichkeit, ohne vorhergehende Ausbildung in unterschiedlichsten Einrichtungen zu arbeiten und sich auszuprobieren, etwas Nützliches zu tun. Oder die Möglichkeit, nach +/- 12 Schuljahren etwas Praktisches zu tun.
Dieses Aufgabenfeld bringt es jedoch genauso mit sich, dass manchmal echt monotone Aufgaben anfallen, deren Sinn man zu hinterfragen beginnt. Außerdem fiel es uns etwas schwer, mit einer Rotte älterer Waldarbeiter warm zu werden. Außerdem betreibe ich keinen Umweltschutz im globalen Sinne, wenn ich mit dem Auto durch den Busch fahre – dies ist im Forst jedoch Realität.

Mein Fazit:

Ich denke, beides ist legitim - nach Cunnersdorf zu ziehen und eine Weltreise zu machen. Wirklich einmalig an meiner Einsatzstelle ist, dass ich durch sie fünf Tage die Woche im Wald bin und die Wandlung der Natur im Lauf eines Jahres erleben kann. Dazu lerne ich eine ganz eigene Lebenswelt kennen, anders als meine bisherige städtische.
Ich empfehle meine Einsatzstelle gerne weiter und möchte alle ermutigen, die sich noch nicht ganz sicher sind, ob sie denn wirklich ein Jahr im Wald verbringen wollen. Ich habe es bislang als eine sehr positive Erfahrung wahrgenommen und kann die Stelle auch Menschen mit Allergien empfehlen.

Du hast Interesse an einem Freiwilligen Ökologischen Jahr? Oder Fragen? Dann melde Dich einfach bei unserem Team!

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